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Islam und Theologie

Das europäische Kalifat und die Unmöglichkeit einer muslimisch-theologischen Debatte

Entsetzt dürften manche Christdemokraten reagiert haben, als sie die Nachricht auf „Welt Online“ lasen. In einem CDU-nahen europäischen Think-Thank soll tatsächlich ein Europa-Kalif gefordert worden sein, zusammen mit der Scharia und allem drum und dran. Besonders die selbsternannte CDU-Extremismusexpertin Kristina Köhler konnte ihre Empörung nicht verbergen.

Entsetzt dürften manche Christdemokraten reagiert haben, als sie die Nachricht auf „Welt Online“ lasen. In einem CDU-nahen europäischen Think-Thank soll tatsächlich ein Europa-Kalif gefordert worden sein, zusammen mit der Scharia und allem drum und dran. Besonders die selbsternannte CDU-Extremismusexpertin Kristina Köhler konnte ihre Empörung nicht verbergen.

Cerić’s Forderungen würden darauf hinauslaufen, „dass alle Muslime in Europa unter einem gemeinsamen politischen und geistigen Führer und unter der Herrschaft der Scharia leben – und der Staat soll diese Parallelwelt auch noch per Vertrag garantieren”, sagte sie gegenüber Welt Online. In der Konsequenz führe das “zu einem europäischen Kalifat”, stellte Köhler fest. Dabei hätte eine aufmerksame konzentrierte Lektüre des Beitrags wesentlich weniger Aufregung heraufbeschworen, solange der Leser oder die Leserin auch nur im Ansatz bereit gewesen wäre, bestehende Vorurteile gegenüber Begriffen wir Schariah oder Imamet zumindest für die Lektüre zur Seite zu legen. Insbesondere der Umstand, dass Ceric diese Begriffe in seinem Beitrag „Die Herausforderung einer gemeinsamen muslimischen Vertretung in Europa“ (so müsste die Überschrift richtigerweise in den deutschen Kontext übersetzt werden) explizit definiert hat, zeigt ganz deutlich, dass die verzerrte Wahrnehmung demnach nicht einfach nur sprachlichen Verständnisproblemen angelastet werden kann.

So legt Ceric in seinem Vortrag klar dar, was er zum Beispiel unter dem Begriff shari’ah versteht, nämlich eine Weltanschauung, in der die Muslime einen Bund mit Gott eingegangen sind, wie zuvor schon Juden und Christen („In the shari’ah as their Weltanschauung, Muslims have their covenant with God…“, S. 42). Es ist dann auch diese Weltanschauung über einen Bund zwischen Gott und dem Muslim, der ewig anhält, nicht verhandelbar und unkündbar ist. Ceric unterscheidet explizit zwischen diesem ewigen Bund und dem fiqh, dem angewandten islamischen Recht („Islamic applied law“, S. 43), denn dieses wäre gerade nicht ewig, es sei verhandelbar und aufhebbar („not perpetual, it is negotiable and it is terminable“, S. 43). Auch das Imamat („imamate“, S. 43) spricht Ceric nicht im Sinne des historischen Kalifats an, sondern als ein Produkt der islamischen Rechtstheorie – als ein menschliches Produkt, dass in der Geschichte sogar im Widerspruch mit der Lehre und der Moral des Islams stehen konnte. Die historische Definition dieses Begriffs sieht gerade Ceric als problematisch an (S. 44).

Letztendlich kommt Ceric zu dem Schluss, dass Muslime Europa als Haus des Friedens anerkennen müssten. Die Muslime müssten sich darin klar sein, dass ihr minimaler Anspruch der Schutz vor gesellschaftlicher Beeinträchtigung in ihrem kulturellen Leben und ihr Maximalanspruch der auf gesellschaftliche Anerkennung aufgrund ihres positiven Beitrags zum europäischen Gemeinwohl sein müsse. „Wir definieren den Muslim als eine Person mit einer Treue zu Gott aus einem Willensakt seines Herzens (Glaube); und wir definieren den Bürger als eine Person mit dem Bewusstsein für Pflichten gegenüber dem Staat aus einem Gebot der Vernunft heraus.“ (S. 46) Ceric geht es um eine einheitliche institutionelle Vertretung der Muslime – so würden wir „single muslim authority“ in Deutschland nennen – die in dieser Funktion als Religionsgemeinschaft natürlich auch religiöse Autorität beanspruchen würde. Ihm geht es nicht um die Reaktivierung eines historischen Kalifatsverständnisses, noch um eine muslimisch-staatliche Instanz neben dem Staat.

Unabhängig von den Aussagen Ceric führt die ganze Aufregung um seinen Aufsatz noch einmal sehr deutlich vor Augen, mit welchen Problemen eine substantiierte islamisch-theologische Debatte in Deutschland zu kämpfen hat. Weite Teile der Politik haben grundlegende Begriffe der islamischen Theologie zu Tabu-Begriffen erklärt. Dabei muss klar sein, dass ein aufrechter theologischer Diskurs nicht ohne grundlegende Begriffe wie Dschihad, Scharia, Ihlas, Takwa, Fiqh und vielen anderen geführt werden kann. Erschreckend ist aber, dass anscheinend sogar bei Politikern der christlichen Parteien jegliche Sensibilität für einen theologischen Diskurs verloren gegangen ist. Ein Problem, dessen Tragweite sich wahrscheinlich nicht auf die islamisch-theologischen Debatten beschränken wird.

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Den Beitrag von Mustafa Ceric kann man hier nachlesen.

(Erstveröffentlichung 14. Mai 2008)

Von Kopftuch bis Scharia: Was man über den Islam wissen sollte

 

Das islamische Recht: Geschichte und Gegenwart

 

 

24 Antworten auf „Das europäische Kalifat und die Unmöglichkeit einer muslimisch-theologischen Debatte“

Das Problem liegt wohl weniger in einer fehlenden Sensitivität, zumal du ohnehin weißt, dass die Haltung der Politiker zum Thema Islam vielen deutlich zu unkritisch ist. Das Problem ist die Verwendung von Begriffen wie eben Scharia u.a., die überdeutlich negativ vorbelastet sind, ohne dass sich bislang wirklich mal eine islamische Autorität, so es denn überhaupt so etwas gibt (du hast das ja schon häufiger in deinen Beiträgen beschrieben), eine deutliche Klarstellung in Richtung der nicht-islamischen Erwartungshaltung von sich gegeben hat. Du kannst nicht erwarten, dass sich handfeste Negativität aufgrund einer philosophischen Haarspalterei plötzlich auflöst, zumal man dann laufend mit Sachen wie diesen konfrontiert wird, die ebenfalls unmittelbar mit dem Begriff Islam verbunden werden, ohne dass großer Widerspruch aus der islamischen Ecke auftritt.

[…] Islamvertreter versuchen abzuwiegeln: die Scharia sei ja nur theoretisches Recht, und daneben gäbe es praktisches Recht, das von einer Muslimauthorität auch entgegen den Schariabestimmungen sachbezogen festgelegt werden könnte. Insofern sei durch diese Vorstellungen die Grundlage für einen Ausgleich zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. […]

Nach Lesen des Originalartikels muss ich dir widersprechen:

1. Der Minimalanspruch des Islam in einer westlichen Gesellschaft ist das Akzeptieren einer gesellschaftlichen Trennung (no interference). Es wird bewusst eine Parallelgesellschaft angestrebt, in der es NICHT zu einem Ausgleich der gesellschaftlichen Werte kommen kann.

2. Jeder Moslem kann unabhängig von der weltlichen Orientierung der Authorität ungestraft seine persönlichen muslimischen Moralbegriffe umsetzen. Mit anderen Worten: für die Politik wird die Scharia abgeschafft, für die tägliche Realität mit allen Konsequenzen legitimiert.

3. Der persönliche Kontrakt mit dem Islam ist nicht kündbar, womit auch Gewalt gegen Konvertiten vom Islam zu anderen Religionen legitimiert wird.

Die in meinem ersten Kommentar so genannten philosophischen Spitzfindigkeiten dienen nach genauem Lesen eher dazu, Nichtmuslime einzulullen. Eigentlich muss man Herrn Ceric dankbar sein, denn das, was viele Westeuropäer anmahnen – eine klare Stellungnahme zur islamisch motivierten oder zumindest begründeten Gewalt – gibt er hier ab: sie mag politisch unerwünscht sein, ist aber nach islamischem Verständnis vollständig in Ordnung.

@Gilbert

zu 1) “no interference” als Trennung zu übersetzen ist die entfernteste der möglichen Übersetzungen. Man muss schon massiv voreingenommen sein, um alle anderen Bedeutungen bei Seite zu schieben und sich diese eine herauszusuchen. Das Oxford Dictionary gibt interference als “the action of interfering” und interfering mit “concerning oneself in an annoying way with other people’s affairs” wieder. Das weiteste was wohl noch geht ist damit wohl die störende Einmischung oder wie ich es wiedergegeben habe, die Beeinträchtigung.
Die Frage nun wäre, warum du in dem Satz Trennung lesen willst, insbesondere wenn man bedenkt, dass er in einer positiven Konnotation steht.

zu 2) Wie weit darf denn Deiner Meinung nach der Muslim seinen Glauben überhaupt noch leben. Aus Deiner Aussage kann ich wohl folgern, dass Du mir als Muslim keinerlei Raum für meine religiöse Moral bieten würdest, oder wie soll ich das “ungestraft” verstehen. Womöglich gehört wohl der gesamte Islam verboten.

zu 3) Ceric spricht nicht von einem Kontrakt mit dem Islam, sondern mit einem Bund mit Gott. In Fußnote 3 legt er ja auch dar, warum er sich für covenant und gerade nicht contract als Begriff entschieden hat.

Es muss unglaublich kräftezährend sein, immer und immer wieder nach der Aussage zu suchen, die man dann letztendlich als “Hose herunter lassen einordnen kann. Mir tut es mittlerweile aber wirklich in der Seele weh, wenn ich sehe wie anständige integere Menschen mit fadenscheinigen Argumenten und vermeintlichem zwischen den Zeilen lesen verunglimpft werden. Nimmst Du Dich dabei eigentlich selbst noch ernst, oder ist es Dir irgendwie schon bewusst, dass Du dich selbst manipulierst. Schade.

Du wirfst mir vor, nur das zu lesen, was ich lesen will. Leider ist es aber genau umgekehrt: ich bekomme von islamsicher Seite einfach nicht das zu hören oder zu lesen, was ich gerne hören oder lesen würde. In den letzten Jahren wurde eine große Anzahl islamisch begründeter Terror- und Gewalttaten begangen. Einige wurden von Nichtmuslimen mit öffentlicher Wirksamkeit kritisiert, was einen sofortigen Aufschrei in der islamischen Welt zu Folge hatte. Ich würde da als Aufschrei gerne mal hören: “Nein, das hat mit dem Islam nichts zu tun. Auch wenn das nach älterer Auffassung so interpretiert werden könnte, darüber ist der Islam hinaus”. Das, was ich höre ist: “Allein die Darstellung der Fakten durch einen Nichtmuslim ist ein Angriff auf den Islam, der nur durch den Tod des Betroffenen gesühnt werden kann.” Wohlgemerkt, die Darstellung der Fakten, nicht die Darstellung falscher Behauptungen. Und wenn dann ganze Schulklassen türkischer Kinder nachplappern “ich würde diesem Typ den Kopf abschneiden, wenn ich könnte.” (den Link habe ich dir anderswo gegeben), dann “meinen die das nicht so”, “würden das nicht tun” und andere Verharmlosungen, aber KEIN Wort davon, dass diese Indoktrination von Mord nichts mit dem Islam zu tun hat (interessanterweise wird im Gegensatz dazu ein deutscher Schüler, der zeigen will, wie groß sein kleiner Bruder ist, postwendend mit seiner gesamten Sippe wegen Zeigen des Hitlergrußes angeklagt, aber das ist ein anderes Thema).

Nun liest man bei Ceric, dass die Scharia, letztendlich die Begründung für alle Gewalttaten, NICHT verhandelbar ist. Der Rest ist scholastische Akrobatik, um abzulenken, aber von Scholastik haben wir durch die christliche Kirche 600 Jahre mehr Erfahrung als der Islam. Die Tricks sind also bekannt, und ich interpretiere Ceric nicht anders als entsprechende Dokumente der christlichen Kirchen. Da die oft schon älter sind (das islamische Verhalten entspricht derzeit etwa dem Mittelalter und der Inquisitionszeit der katholischen Kirche), lassen sich Worte und Handlungen ganz gut schematisieren.

Nun mal konkret zu 2) und 3) deiner Antwort. Leider drückst du dich da auch wieder vor einer Entgegenung auf meine Interpretation. Die Kernaussagen bei Ceric sind “persönliches Verhalten nach der Scharia”, und zwar mit all den bereits beschriebenen Auswüchsen, und die “Unkündbarkeit des Bundes”, was letztendlich zur gewaltsamen Durchsetzung führt (beides keine willkürlichen Hineininterpretationen in Ceric’s Worte, sondern durch christliches Beispiel aus vergangenen Jahrhunderten schmerzhaft bewiesene Konsequenz). Dazu nimmst du leider keine Stellung. Was sind denn nun deine Vorstellungen von einer “religiösen Moral”? Was willst du denn als Muslim ausleben?

Soll der Islam verboten werden, wie du fragst? Nun, es existiert beispielsweise eine Buchreihe von Karl-Heinz Deschner, Die Kriminalgeschichte des Christentums. Lesenwert, wenn auch etwas zeitraubend, da ca. 5.000 Seiten. In unserer Gesellschaft möglich. Jeder darf Kritisches zum Christentum sagen, ohne verfolgt zu werden, so lange er den Gläubigen Raum für ihre religiösen Überzeugungen gewährt. Solange der Islam nicht diesen geistigen Freiraum gewährt, sondern Kritiker auf Mordlisten setzt, so lange er Jesus ungestraft einen Bauern nennen darf, kritische Fragen zum Prophetenstatus Mohammeds aber mit Gewalt beantwortet, so lange sollte er hier verboten werden. Die persönliche Freiheit des Einzelnen endet in unserem System da, wo die persönliche Freiheit des nächsten beschnitten wird (Freiheit=Handlungsfreiheit und nicht nur pures Beleidigtsein). Will/wird der islam das (irgendwann) gewähren?

Ich denke, Du leidest grundsätzlich an einem Wahrnehmungsproblem. Der Islam ist nicht das Christentum, und es gibt keinen auch nur annähernd rational nachvollziehbaren Grund, warum jede Religion unbedingt die gleichen Entwicklungsstadien durchlaufen muss, wie das Christentum. Ohne ein Verständnis für diese simple Voraussetzung hat eine Diskussion eigentlich kaum einen Sinn.

Monotheistische Religionen, in denen ein auserwählter Religionsstifter für sich den alleinigen Zugang zu Gott und den alleinigen Besitz der Wahrheit propagiert, und nach dessen Tod eine Priesterkaste die alleinige Fähigkeit der “richtigen” Interpretation für sich in Anspruch nimmt und neben der geistig/geistlichen Macht auch die weltliche beansprucht, sind sich nun mal in allem sehr ähnlich.

So, wie sich der Islam in arabischen Ländern zeigt, hat er eine verdammte Ähnlichkeit mit dem Bild des Christentums im Mittelalter. Dafür, dass er (noch) so ist, tragen die europäischen Staaten mit ihrer Kolonialpolitik nicht unerhebliche Mitschuld.

Aus verschiedenen Gründen ist die Macht der christlichen Kirchen in Mitteleuropa erheblich eingeschränkt, und es besteht hier keinerlei Interesse, dass sich daran etwas ändert oder eine andere Religion in diese Lücke tritt. Ich habe oben mehrfach darauf hingewiesen, dass hier niemand daran gehindert wird, seiner Religion und ihren Übungen nachzukommen, dass aber im Gegenzug unsere hier geltenden gesellschaftlichen Normen die Freiheit des Einzelnen und der Gesellschaft betreffend sowie unsere darauf aufbauenden Gesetze ohne jede Einschränkung zu akzeptieren sind. Ich habe mehrfach angefragt, ob diesbezüglich widersprechende Regeln des Islams – hier als Scharia verkauft – für ungültig erklärt werden (oder was auch immer man da für juristische Floskeln zu verwenden sind). Jedes mal, wenn nach der Bestätigung unserer Gesellschaftsordnung gefragt wird, wird von islamische Seite, auch von dir, rigoros abgeblockt. Man erhält keine Antwort, sondern nur Ausflüchte wie die letzte. Mir bleibt daher gar nichts anderes übrig, als zu folgern, dass das islamische Ziel ist, unser Wertesystem de fakto abzuschaffen, und da werdet ihr auf Widerstand stoßen.

Und wie so oft, schreibt Jemand wie Gilbert wirklich sachliche Argumente, Denkanstöße und stellt einige sehr simple Fragen, auf die zu Antworten noch viel simpler ist aber unweigerlich die Probleme des Islams, mit anders denkenden und Aufgeklärten Gesellschaften wiederspiegelt.

Niemand, oder sagen wir lieber die klare Mehrheit hat nichts gegen die Glaubensausübung jeglicher Religionen, aber nur bis dahin, wo die persönliche Freiheit des Einzelnen endet und die persönliche Freiheit des nächsten beschnitten wird.

Sonst erkläre doch mal bitte, in wie weit du bisher an der Ausübung deines Glaubens durch geltendes Recht in Deutschland bzw. der EU gehindert wurdest Abdulgani.

Tja, Marcus, keine Antwort ist auch eine Antwort, oder? Man wird ja im Laufe der Zeit immer bescheidener: dass man mit dem Islam als Ganzes nicht weiterkommt, ist relativ schnell klar, dann scheiden relativ schnell ebenfalls die überwiegend islamisch bevölkerten Staaten auf europäischem Gebiet aus, die Islamgruppen hierzulande gebärden sich auch ziemlich wild, und noch nicht mal auf einer Einzelpersonbasis bekommt man irgendwelche Antworten. Deine Frage scheint sich daher damit zu beantworten, dass das geltende Recht in Deutschland und der EU bereits die Ausübung des islamischen Glaubens beeinträchtigt, weil vielfach mit der Scharia kollidierend. Klar hält man sich dann lieber zurück, bevor man mit so einer Aussage an die Öffentlichkeit tritt. Von den Scharfmachern in den verschiedenen Islamistenblogs und ihrem Anhang aus den unteren Gesellschaftsschichten erwartet man ja kaum etwas anderes, das wirklich erschreckende ist jedoch, dass man in einem Blog wie diesem hier auf augenscheinlich recht gebildete Leute stösst, die dennoch den ganzen Hokuspokus wortwörtlich nehmen und nicht die Chuzpe besitzen, im Zweifelsfall für diese Gesellschaft zu optieren. Dabei gäbe der Islam das her, so weit ich der Theorie bislang folgen konnte.

@ Gilbert, also bitte. Was soll das denn jetzt. Schonmal auf die Idee gekommen, dass der Adressat derzeit etwas an Zeitmangel leiden könnte und lieber eine ordentliche Antwort abfassen möchte, als eine schnell dahin geschriebene.

@Gilbert, O heilige Einfalt:

Zum Autor: Abdulgani Engin Karahan ist Islamwissenschaftler und arbeitet als Jurist bei der IGMG. Das ist die Milli Görüs, ein vom Verfassungsschutz islamistisch genannter Verband, dessen (Europa und Deutschland-) Vorsitzender sich Yavuz Çelik Karahan nennt (alias Osman Döring).
Da Abdulgani hier seine Artikel von der Milli-Görüs Homepage gerne zweitverwertet, kann er bestimmt auch beliebige Mengen herüberkopieren von den IGMG.de Beschwerden, ständigen Diskriminierungen und Brandanschlägen sowie Verfolgungen aller Art, die dort wortreich beklagt werden. Beispielsweise gibt Deutschland nicht allen islamistischen Funktionären die Staatsbürgerschaft oder bezahlt sie für die Indokrination der Migrantenjugend als Religionslehrer… Traurig, traurig.

Der Mufti Mustafa Ceric hat neben vielen lobenswerten Sachen auch einiges Problematisches gesagt, wofür er eben kritisiert wird. So forderte er in seiner DEKLARATION EUROPÄISCHER MUSLIME von 2006:

(5) as they try to live decent life in Europe, the European Muslims have the following expectations:
d) the political freedom that will enable European Muslims to have their legitimate representatives in the European state parliaments;
e) the relaxation over the European migration policy which tends to be very restrictive towards Muslims recently;
f) opening the way for the Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law;
http://blog.zeit.de/joerglau/2006/12/01/erklarung-der-europaischen-muslime_62

Aha. Und noch ein bisschen Vorgeschichte:

An die Stelle Selimoskis trat 1993 der Bosnier Mustafa Ceric, der sich rasch als Gegner des in der Nachkriegszeit in Bosnien dominierenden islamischen Modernismus profilierte und die Nähe der SDA und damit verbunden der staatlichen Macht suchte. Anfang 1994 sorgte er mit seiner Fatwa gegen den Genuss von Schweinefleisch und alkoholischen Getränken für Aufsehen und Protest gerade aus den Reihen der muslimischen Bevölkerung selbst, die ihren Speiseplan keineswegs zu ändern bereit war. Auch Cerics Kritik am bosnischen Fernsehen wegen dessen religiös ausgewogener Terminologie, seine Ablehnung von Mischehen und sein Schweigen zu Übergriffen islamistischer Gruppen verdeutlichen seine Position.
(Wenig Akzeptanz für den Islamismus in Bosnien, Neue Züricher Zeitung, 5.7.2000)

Und jetzt fordert Ceric halt das “Imamat” und eine “single muslim authority“ ohne “interference” für ganz Europa.
Und zufällig sitzt er auch schon in einem passenden selbsterklärten authoritativen Fiqh-Rat, dem “European Council for Fatwa and Research”. In dem sitzen auch der Scheich der Muslimbruderschaft, Al Qaradawi, und etliche andere arabischstämmige Islamisten und da war auch Ali Yüksel Mitglied, ein ehemaliger Scheich-ül-islam der Milli Görüs und früherer Vorsitzender der IGMG, also ein Vorgänger von – Yavuz Çelik Karahan.

Aber bestimmt habe ich das alles nur falsch verstanden. Abdulgani, klär uns auf!

@K.Renz,

also ehrlich gesagt, mag ich es überhaupt nicht, wenn ich auf meiner eigenen Seite zu sehr gelobt werde. Nur ist das hier keine Zweitverwertung, sondern fast schon eher so etwas wie ein persönliches Archiv mit Diskussionsfunktion. Die Möglichkeit gibt es ja bei igmg.de nicht. Das herüberkopieren von Diskriminierungsfällen wäre zwar möglich, die stammen aber leider nicht alle von mir. Wenn doch, dann stelle ich sie hier auch ein. Wer eine Dokumentierung von Diskriminierungen gegen Muslime haben will, ist auf igmg.de besser bedient.

Was Deine Kritik an Ceric angeht, bist Du dir doch bewusst, dass Du den “Mufti” dafür kritisiert, das zu tun was er tun muss: Als Mufti originär islamische Positionen zu vertreteten (Schweinefleischverbot usw.). Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?

@Gilbert,

ich denke, unser gegenseitiges Verständnisproblem beruht darauf, dass Du für Deine Argumentation permanent das Christentum und die Auseinandersetzung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen mit dem offiziellen Christentum zum Maßstab nimmst. Du vergisst, aber dass weder jede Religion wie das Christentum ist, noch in ihrer Entwicklung die christliche Geschichte durchschreiten muss. Die christliche Erfahrung war insoweit eine zeitlich und regional begrenzte Erfahrung, die man jedoch in ihrem historischen Kontext betrachten und nicht automatisch verallgemeinern darf.

Ich bin mir bewusst, dass es nicht leicht ist, eine fast schon eingebrannte Wertungsbrille abzulegen, aber wohin dies führen kann, hatte Prof. Alatas von der Uni Singapur auf einem Symposium vorgetragen. (Möchte die umfangreiche Zusammenfassung – ja K.Renz, die Zusammenfassung stammt von mir – auf igmg.de nicht einfach hier rein kopieren. Bei Interesse kannst Du sie ja hier nachlesen.)

…, dass Du für Deine Argumentation permanent das Christentum und die Auseinandersetzung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen mit dem offiziellen Christentum zum Maßstab nimmst.

Nein. Ich halte von allen drei Religionen nichts. Aber das ist meine Angelegenheit, genauso wie es jeder mit sich abmachen muss, ob er an das ganze Zeug trotz der permanenten Unlogik und Widersprüche glaubt. Wenn allerdings jemand mir gegenüber mit seinen Vorstellungen argumentiert, muss er sich auf ein entsprechendes Echo gefasst machen.

Die christliche Erfahrung war insoweit eine zeitlich und regional begrenzte Erfahrung, die man jedoch in ihrem historischen Kontext betrachten und nicht automatisch verallgemeinern darf.

Gut gebrüllt! Ersetze “christlich” durch “islamisch”, und du hast meine weiter oben gestellte Forderung/Frage, nämlich das, was Mohammed gesagt hat, in einen zeitlichen und regionalen Rahmen zu setzen und entsprechende Konsequenzen für die heutige Situation zu ziehen. Nur sind wir da wieder an einem typisch religiös-theologischen Punkt: da man alleine im Besitz der seligmachenden Wahrheit ist, muss man sich um andere nicht kümmern.

Ich bring’s nochmal auf den Punkt (nochmal, weil ich das oben schon gesagt habe, ohne jedoch eine Antwort von dir bekommen zu haben). Es wird derzeit jede Menge Zeug produziert, was nicht in unser westeuropäisches Werte- und Rechtssystem passt (wobei sich die Frage stellt, ob du dieses akzeptierst, wobei ich da allmählich so meine Zweifel habe) und mit dem Islam begründet wird. Ob diese Begründung nun stimmt oder nicht, ist mir ziemlich egal, auf jeden Fall wird nichts von offiziell-islamischer Seite dementiert – im Gegenteil kommt neue Aufregung (bekanntlich bis hin zu Morddrohungen), wenn von Kritikern auf diese Zusammenhänge hingewiesen wird.

Ich halte auch überhaupt nicht von Spitzfindigkeiten a la Ceric. Das ist was für einen unterhaltsamen Diskussionsabend, bringt aber für die Praxis überhaupt nichts. Für die Praxis bedeutsam sind so Leute wie die in einem deiner anderen Beiträge, die allen Ernstes fragen, ob sie Hirschbraten essen dürfen. Und das war keine Spitzfindigkeit, ob aus irgendwelchen Koransprüchen eine Logik begründet werden könnte, sondern tatsächlich eine ernste Frage. Bei denen kommen Spitzfindigkeiten nicht an, d.h. Leute vom Format Ceric können letztendlich nach Belieben dem Fußvolk etwas Verständliches präsentieren, was zwischen “habt sie lieb” und “schlagt sie tot” liegt, und die werden es tun.

Unser hier praktiziertes Wertesystem basiert (u.a.) auf gleichen Rechten für alle (also für Mann UND Frau) und der freien Meinungsäußerung. Beides lässt der Islam offensichtlich nicht zu (und jetzt bitte nicht wieder irgendwelche Spitzfindigkeiten; ich rede von der täglichen Erfahrung). Angeblich hat der Islam das Potential dazu, aber eine Entwicklung zu einem “Euroislam” ist nirgendwo in Sicht. Wer meine Freiheit beschneiden will, ist mein Feind, und im Moment sehe ich nach vielen Diskussionen – nicht nur hier – keinen Grund, den Islam samt sämtlichen Anhängern von der Liste meiner Feinde zu streichen.

@Morgarten,

der Themenautor würde dazu gar nichts sagen. Ich denke nicht, dass ich zu allem und jedem meinen Senf abgeben muss. Letzendlich teile ich meine Meinung dann mit, wenn ich das Bedürfnis dazu habe, nicht auf Bestellung.

Mfg

Engin

Das Wunder mich nicht wirklich Engin. In religiösen Kreisen ist Ignoranz ja an der Tagesordnung. Dinge, die nicht ins enge Weltbild passen werden halt schlicht ignoriert. Dumm nur, dass sie deswegen halt trotzdem existieren und fakt sind.

@Morgarten,

findest Du Dein Auftreten nicht etwas überheblich: einen skurilen Beitrag schreiben und dann in einem anderen Block einen Kommentar abzusetzen, um wiederum um einen Kommentar zu bitten. Schon der Hinweis, vom christlich-islamischen Dialog nichts mitbekommen zu haben, ist etwas skurril. Letzendlich musst Du hingehen, um etwas mitzubekommen. Zuhause vor dem Rechner bekommt man diesen natürlich nicht mit, da solch ein Dialog zwischen realen Menschen abläuft und nicht in irgendwelchen Foren, wo sich mit Pseudonymen bewaffnete Halb-Irre wüste Beschimpfungen an den Kopf werfen.

Ich bin seit mindestens 10 Jahren in diversen Dialog-Initiativen auf unterschiedlichen Ebenen aktiv. Wenn ich mir rückblickend anschaue, was in diesen Jahren passiert ist, dann kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat. Es hat mich persönlich weitergebracht, und ich habe über die Jahre wirklich nette und gute Menschen kennengelernt. Mit dem einen oder anderen haben sich auch Freundschaften gebildet, neue werden in Zukunft sicherlich dazu kommen.

Mach also bitte nicht etwas schlecht, von dem Du offensichtlich keine Ahnung hast.

Ach ja, Ignoranz ist wohl nicht nur in religiösen Kreisen verbreitet. Du wirst jetzt sicherlich auch ignorieren, was ich hier gesagt habe.

das wird ja nie funktionieren solange die Priester gebildete Muslime sind und keine konservative die zum Ziel haben Islam zu verbreiten und koservativ zu regieren. Ich kann mir nicht vorstellen was Ceric alles unter Serija versteht “Todesstrafe für Homosexuelle”? Denn in Bosnien gibts das nicht, es gibt keine Serija-Law, alles nur Quatsch aus dem 11. Jahrhundert, die Christen haben in Duetschland leztztendlich auch kein Papstsystem, die Frauen dürfen dies nicht, die Männer dürfen dies nicht.

Wir leben im sekulären Staat, der jede Relgion toleriert solange sie ihn selber nicht bedroht. Das machen sich viele Terroristen zu ihrer Aufgabe leider.

Wenn so eine Organisation von der gebildeten Menschen wie Bassim Tabi repräsnetiert wird, dann bin ich dafür, leider kann das nie sein da es zuviele Radikale gibt

muss mal sagen dass ich ein Ateist bin und den Islam wegen der ganzen Unwissenheit der Repräsnetanten als schwierig ansehe, besser gesagt als eine Katastrophe, komm aus einer muslimischen Familie, die eher atheistisch als religiös ist (Bosnien und Herz.) und kann mir seleber nicht erklären was hier vor sich geht. Alle sind wahnsinnig geworden, wenn mir nur golgende Interpretationen des Koans ansehe dann wird mir schon schlecht:

Ehrlich gesagt versteh ichs nicht dass jemand in einen Rechtsstaat (dass wiederrum nicht gerad vom Recht strahlt) lebt, oder aus der konservativen Gegend kommt und dann alles in die Islam-schuhe schiebt, alle seine Extremität und Fundamentalismus.

Ich sehe da nur eine Lösung in Bildung, in Bau der Muscheen, in denen aber kein Fundamentalismus und Hass zum Westen propagiert wird. Denn wenn es Islam oder Christentum angehen sollte, dann würden die ganzen “Anderen” Homosexuellen, Atheisten und Lesben bestraft werden müssten, wie anders wo mit todesstrafe.

Ceric hat sicher nicht viel Erfahrung wie er meint in der Umsetzung dieser Ziele, denn er mischt sich in BuH viel zuoft in den sekulären Staat, dabei helfen ihm die Anhänger der konservativen bosnisch-muslimscihen Partei. Er hat auch nicht viel aus Verschiedenheiten und Religiösen Viellfalt gelernt, er verkauft nur seine Geschichte. Letztendlich ist in DE auch CDU an der Macht und der Unterschied zu der islam. Welt ist, dass DE ein Rechtsstaat ist und das ist das Ziel der Bildung im Westen im Unterschied zu den Muslimen die in den Westen das Böse sehen und nach Deutschland gleich mit einer anti-westlichen Stimmung und Agression kommen.

Keiner ist unschuldig, das ist ein Kampf zwischen Osten und Westen. Osten wünscht sich den Westen politisch zu errobern, der Westen macht das militärisch. Gled ist dasselbe Ziel.

Folgende Interpretationen und Konservativen Einstellungen sind im Islam problematisch:
http://www.islam-deutschland.info/kblog/

Ankündigung des nächsten Posts:
>>>>>>>>>Nächste Woche: Wann die Ehefrau zu schlagen ist, und was man zuerst tun sollte.>>>>>>>>>>
heee WAHNSINN

bin sprachlos, und jeder Rechtsstaat muss sich solchen Einstellungen aus ethischen und moralischen Gründen entgegenstellen.
aber das gleiche ist mit Bibel und sonnstigen heiligen Büchern nur das Islam noch im Mittelalter steckt

Tolleranz gegenüber Untolleranten ist keine Tolleranz mehr.
OST-WEST, wir sind alle gleich, wann weckt sich die CDU, Papst und der Islam aus diesem Winterschlaf?

richtig gestellt / bissig bemerkt » Blog Archiv » C.c.r.M.e.i. = Ceterum censeo religionem Mohammedanam esse interdicendamsagt:

[…] der Islam heutiger Prägung meist völlig inkompatibel mit unseren heutigen Werten, hauptsächlich durch die Ansicht, dass die Scharia, also islamisches Recht und eigentlich Tertiärliteratur, in den Inhalten nicht diskutabel ist. […]

[…] Aus dem Land der Dichter und Denker wird leider aufgrund einer voreingenommenen Partei ein Land der Ängste und der Schauder. Ja, die CDU bedient mit solchen Statements zu Begrifflichkeiten der islamischen Lehre Ressentiments, die man sonst nur am rechten Rande finden würde. Es ist ja kaum noch möglich theologische Debatten über diese Begrifflichkeiten anzustoßen. […]

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